Jena 2017

Es ist Sonntagabend, und wir hatten dieses Wochenende keine Regatta und kein Sommerfest oder ähnliches. Ich schnappe mir meinen Laptop und fange an Trainings- und Wettkampfvideos durchzuarbeiten, das heißt jede Aufnahme anschauen, beschriften und unbrauchbare zu löschen. Heute mache ich mich an die Sprintregatta in Jena.
Dort waren wir vom 09.06. – 11.06.; ach ja, das war am Ende unseres Pfingsttrainingslager, das in diesem Jahr Ausnahmsweise stattfand. Warum Ausnahmsweise? Weil Berlin sonst keine Pfingstferien hat, und wir die Chance natürlich am Schopf gepackt haben, denn wie könnte man seine freie Zeit besser verbringen als morgens aufzustehen und paddeln zu gehen?! Mein Rücken verzeiht mir diese ganze Isomattenschlaferei zwar nicht so richtig, aber was soll`s. Da fallen mir natürlich gleich die 1000 Aufnahmen ein, die noch vom Trainingslager unbeschriftet auf mich warten, aber stopp: erstmal Jena!
Auch dieses Jahr ging es wieder mit einer großen Sportlergruppe an den schönen Schleichersee im grünen Thüringen. Diese Regatta überzeugt mit Einfachheit, unglaublich viel Engagement der Verantwortlichen und nettem Ambiente. Auch die Konkurrenz hatte genau die richtige Mischung, so dass zwar die eine oder andere Medaille heraussprang, aber man sich diese durchaus hart erpaddeln musste und auch ein paar Niederlagen eingesteckt werden mussten. So mag ich das als Trainerin. In den Mixrennen (Mädchen und Junge) gibt es in Jena nur einzelne Endläufe, die im Vorfeld ausgelost werden, so dass hier jeder eine realistische Chance auf eine gute Platzierung hat. Weiterer Vorteil daran ist, dass der Regattatag nicht zu lang wird. Während ich mir die Filmaufnahmen anschaue, kommen die Erinnerungen langsam zurück.
Durch die Ferien konnten wir bereits am frühen Freitagnachmittag in Jena anreisen, wodurch wir genügend Zeit fürs Aufbauen und häuslich einrichten hatten. Leider regnete es dann abends, aber Burger haben wir natürlich trotzdem gegrillt. Mit Mert und Sacha haben wir ja schließlich zwar ganz süße Grillmeister, aber aus Zucker sind sie trotzdem nicht, und so grillten beide fleißig, während es von oben etwas feucht wurde. Unser gut erprobtes Mannschaftszelt hielt wie immer jedem Regen stand und so konnten wir fröhlich zusammensitzen, Bravo lesen und Karten spielen. Wie bereits seit einigen Regatten haben wir uns auch in Jena mit Cottbus in einer Art Zelt-, Paddel-, Ess- und Spielgemeinschaft zusammengefunden. So bereicherten die Cottbuser Jungs und Männer die eine oder andere Spielrunde mit ihrer Teilnahme bevor schließlich alle in ihre Schlafsäcke krochen.
Der Samstag beginnt in Jena im Gegensatz zu anderen Regatten eher ruhig, da die Rennen erst um 12 Uhr beginnen. Die Kids konnten somit vormittags paddeln gehen, während Wiebke, Sacha und ich gemeinsam die Obleutebesprechung bestritten.
Mittags ging`s dann mit den Rennen los und wenn ich mir die Zeiten der Videoaufnahmen anschaue, für uns Schlag auf Schlag. Ich hatte Mühe alle Kinder live in Action zu sehen und zu filmen. Glücklicherweise konnte ich Sacha die Kamera ab und zu in die Hand drücken und alles filmen lassen, was ich sonst durch andere Verpflichtungen (wie selber paddeln) verpasst hätte. Jetzt kann ich mir diese wenigen verpassten Läufe doch noch ganz entspannt im Wohnzimmer sitzend anschauen. Es lebe die moderne Technik 😀 Mit Stolz und Bewunderung stelle ich fest wie gut alle inzwischen paddeln und mit Erschrecken wie groß, kräftig und erwachsen alle inzwischen geworden sind. Mit der nächsten Aufnahme, die zeigt wie Malte an den Hänger gebunden werden soll, relativiert sich erwachsen allerdings gleich wieder.
Am Samstagabend findet bereits eine erste Siegerehrung der stattgefundenen Endläufe statt. Hier dürfen Sieger und Platzierte auf die Bühne und sich feiern lassen. Abgerundet wird diese kleine Siegerehrung von einem Showprogramm. Auch wir KCer (Lars, Aaron, Luca, Jonas, Arved, Carola um nur einige zu nennen) waren zahlreich auf dem Podest zu bewundern. Im Anschluss blieben wir unserer neuen liebgewonnenen Jenaer Tradition treu und aßen Pizza, bevor Fußball und Volleyball gespielt wurde. Die Bälle flogen solange bis man sie wirklich überhaupt nicht mehr sehen konnte. Das war wieder sehr spaßig und es wurde aufgrund der phänomenalen Fußballkünste einiger wieder sehr viel gelacht.
Sonntag standen dann weitere Finalläufe und das übliche Abfahrtsritual auf dem Plan: Zelte packen und Hänger laden und währenddessen Rennen paddeln und gucken. Bei einigen Staffelübergaben wurde dann unglücklicherweise noch ein bisschen gebadet, aber das ist an einem Badesee ja halb so schlimm 😉
Auch Sonntag sammelten unsere Sportler fleißig Medaillen und belegten gute Plätze deren Aufzählung meine kleinen Berichte bei weitem übersteigen würden und im Kopf behalten kann ich all die Erfolge der Kids schon eine Weile nicht mehr. Auch wenn die Videoaufnahmen der Erinnerung helfen, sieht man ja doch nicht jeden Zieleinlauf, da es immer darauf ankommt, wo das Kamerakind steht. Manches Mal war es aber auch wirklich knapp mit einer Medaille, und so schrammte beispielsweise Matilda wirklich ein paar Mal zu oft an dem Bronzerang vorbei, genauso wie Sophia in diesem Jahr irgendwie auf jeder Regatta die schweren Läufe erwischt. Aber so ist das im Sport: Viele Faktoren müssen zusammenlaufen damit man erfolgreich ist, und manchmal ist es halt das kleine Fünkchen Glück.
Ich klicke mich Stück für Stück durch die Videos, auf denen manchmal auch einfach nur Wiese zu sehen ist und entdecke 1 – 2 Rennen, die ich tatsächlich noch nicht gesehen habe, da ich wohl mit Hänger laden beschäftigt war, aber glücklicherweise war Sacha wachsam.
Zurück nach Hause starteten wir dann etwas langsam, da wir uns mitten im beliebtesten Ausflugsziel von Jena befanden, und es leider etwas dauerte bis wir den Schleichersee verlassen hatten und auf der Autobahn Richtung Heimat waren. Ansonsten klappte die Rücktour mit entsprechendem Imbiss bei einer Fast-Food-Kette einwandfrei.
Jena war erneut eine schöne Regatta mit vielen Erfolgen und einer Menge Spaß. Mein persönliches Highlight ist diesmal tatsächlich mal ganz persönlich. Nicht nur, dass Sacha gehört hat wie sich einige Zuschauer währende meines Rennens über meine gute Technik unterhalten haben, sondern ich wurde im Gespräch mit einem anderen Trainer auch noch gefragt, ob ich Nationalmannschaftsvergangenheit habe. Das schmeichelte mir dann doch ein wenig  Die Kinder, ihre Erfolge und ihr Spaß stehen natürlich immer im Mittelpunkt und machen sonst auch jeden meiner Berichte aus, aber dieses eine Mal sei mir dieses persönliche kinderfreie Highlight erlaubt.
Nicht so schön fand ich, dass die Buswünsche inzwischen dazu genutzt werden, sich Mannschaftskameraden/innen nicht als Mitfahrer zu wünschen. Ich hoffe sehr, dass das nur ein Versehen war und sich wieder ändert.

Carola