Mittweida
Aus dem Tagebuch einer Trainerin
25.05.
Heute geht es bereits nach Mittweida. Irgendwie hielt ich es für eine tolle Idee den freien Brückentag zu nutzen, um ein kleines Trainingslager in Mittweida zu veranstalten. Na mal sehen. Jetzt gerade, wo ich meine Tasche noch nicht gepackt habe und wir Montag erst um Mitternacht aus Rom zurückgekommen sind, artet alles doch mal wieder in Stress aus. So, jetzt mal schnell Tasche packen und ab in den Verein.
Dort waren tatsächlich mal alle überpünktlich und bereits da. Das erlebt man ja auch selten. Nachmittags gut in Mittweida gelandet, dort erstmal Zelte aufbauen und alle Boot auspacken. Dann ging es erstmal aufs traumhaft ruhige Wasser in unserem Auenland. Das war auch wirklich schön!
Abends haben wir dann alle zusammen gegessen, dann wurde Fußball gespielt. Wie immer war das sehr spaßig, wenn lauter Fußballmeister aufeinandertreffen. Leider wurde der Abend durch die Wichtigkeit von Germanys Next Topmodel unterbrochen. Dass ein Fernsehformat dann doch so wichtig ist, das man nicht darauf verzichten kann, hat mich doch sehr traurig gestimmt. Vor allen Dingen an so einem schönen Tag und Abend.
Irgendwann sind dann alle im Bett und schlafen hoffentlich, obwohl man das ja nie so genau weiß.

26.05.
Frühstücksbuffet von Angelika ist wieder sehr schmackhaft, und so können wir alle gestärkt die Kilometer zur Staumauer paddeln. Wir verteilen uns auf verschiedene Boote und los geht es: 6 Kilometer lange ordentliche Fahrt. Mann o Mann, die Jungs paddeln ganz schön flott los. Na mal sehen, ob ich die noch hole. Bin mit Steffi erstmal hinter allen. Ist das schön, dass die Kids inzwischen so schnell sind. Einige hole ich dann aber doch wieder ein; hätte mich auch sehr gewundert, wenn nicht, hihi.
Zurück haben wir dann alle zusammen das Fahrtenspiel gemacht. Endlich mal richtig viel Platz und keinen Zeitdruck. Es macht schon richtig Spaß, wenn die ganze Gruppe zusammen paddeln kann.
Nachmittags sind alle auf der Strecke Belastungen gefahren, ist ja schließlich Trainingslager. Das klappte schon ganz gut, so dass ich schon ein wenig mit dem Gesamtpokal liebäugele. Sag ich das den Kids oder ist der Druck dann zu hoch? Vielleicht ein kleiner Spruch am Rande, wenn es sich ergibt.
Abends haben wir wieder lecker gegrillt, die Altersklasse war auch da. Schön zusammen gesessen, gequatscht und Karten gespielt. Das war wieder richtig nett, wobei das gestrige Fußballspiel noch einen kleinen Tick amüsanter war und für reichlich Lacher gesorgt hat.
Ich staune, dass einige Kids schon vor dem Zapfenstreich schlafen gehen. Merkwürdig. Aber am Ende kann es mir nur Recht sein. Und dann passierte doch etwas mich nachdenklich und traurig Stimmendes: Sacha und ich stehen um 0.24 Uhr noch mit Toto zusammen und warten, dass wir ein letztes Mal vor dem Gang zum Zelt auf Toilette gehen, da treffen wir doch glatt auf zwei unserer Kinder, die offensichtlich nicht auf Toilette waren, sondern sich draußen rumtreiben. Erstaunlich, wo sie doch freiwillig vor dem Zapfenstreich angeblich ins Zelt sind.
Muss ich unser gesamtes System jetzt doch überdenken? Funktioniert es nicht? Muss ich mir doch Sorgen machen, dass die Kids sich rumtreiben und etwas passiert, ohne dass man es merkt? Ich weiß es nicht. Erstmal Gute Nacht sagen und schlafen gehen.

27.05.
Endlich Regattatag! Ärgerlich, dass wir zwar bis 8 hätten schlafen können, aber der Veranstalter ab 7 seine Musikanlage testet. Na ja, wenigstens sind bestimmt auch alle Kinder leichter zu wecken, hihi.
Boah, wieder ein straffes Regattaprogramm von 8.30 – 18.30 ständig Rennen. Die Kids sind gut mit dabei, fahren in die Endläufe und holen schon die ersten Medaillen. Das ist so schön!
Ich denke daran, dass vor einigen Jahren kein einziges Kind im Endlauf war. Ich hatte 11 Medaillen gewonnen und die reichten genau für die Anzahl der Kids, die wir dabei hatten. Jetzt würden meine paar Medaillen gar nicht mehr ausreichen, aber noch viel schöner ist, dass sie selbst Medaillen gewinnen und meine nicht mehr brauchen.
Wie immer rast der Regattatag nur so dahin, versuchen alle Rennen zu sehen und zu filmen: das klappt ganz gut. Langsam bin ich auch ganz schön nervös, hab noch mein 100m Rennen im KI. Diese Nervosität nervt voll ab. Die habe ich wirklich nicht vermisst.
Endlich ist das Rennen, aber dann ist der Starter auch noch anstrengend, kann der uns nicht einfach starten, boah wie nervig. Na toll, ersten Schlag voll versemmelt. Schade, wollte einfach ein schönes Rennen fahren. Im Ziel sehe ich, dass sich Steffi auch ärgert, was ich verstehe, wo ihr Starts nicht so liegen. Punkte für die Wertung haben wir zusammen mit Claudia auf jeden Fall gesammelt.
Überhaupt lief der Tag sehr erfolgreich für uns. Leni im KI, im KII mit Sophia und im KII mit Mateo im Finale. War schon die richtige Entscheidung sie Pazificco paddeln zu lassen. Aaron ist auch in allen Endläufen und Mert erstaunlicherweise im KI über 100m auch. Das hat er gut gemacht.
Richtig begeistert bin ich von Marie, Lucie, Lara, Samer, Tom, Fabian, Adrian und Matilda. Die Jugend hat sich toll verkauft und alle sind tolle Rennen gefahren. Schön, dass es nach den ernüchternden Ergebnissen von der Großen Brandenburger hier so gut läuft. Ich mache mir schon immer Sorgen, dass diese anspruchsvollen Regatten die Kids deprimieren, sie das nicht richtig einordnen können und es ihnen am Ende keinen Spaß mehr macht.
Ach, was schreib ich denn. Ich bin natürlich am Ende wieder von allen schwer begeistert. Abends gab es dann wieder leckere Burger. Leider ohne Sacha, der sich schon den ganzen Tag nicht gut gefühlt hat. Ich hoffe, dass es ihm morgen wieder gut geht. Erstaunlich, dass er die Rennen noch einigermaßen paddeln konnte.

28.05.
Zweiter Wettkampftag und Abreisetag. Bin schrecklich aufgeregt wegen meiner ganzen Rennen. Am Anfang gleich KII mit Mert und 30 min später mit Sacha, hoffentlich läuft es und wir haben Spaß. Erstes Rennen klappt schon mal, juchhuh. Sacha fühlt sich etwas besser, ist aber noch nicht wieder richtig auf dem Damm. Wir fahren schon gar nicht richtig los. Na ja, egal. Nächstes Mal wird es besser und die Punkte haben wir ja trotzdem für den KC gesammelt.
Es geht den ganzen Tag erfolgreich weiter. In der Mittagspause fahren Mateo, Leni, Sophia, Malte, Tom, Aaron, Mert und ich die Vereinsstaffel. Ich mag das Rennen, und wir lassen uns vom ersten Starter den Sieg auch nicht nehmen. Wobei ich schon ein wenig Angst hatte, als Mert direkt auf mich zugerast kommt. Aber die Übergabe klappte super!
Wir sammeln Punkte über Punkte. Zwischenstand: wir liegen auch in der Gesamtwertung vorn. Ich mache mir Sorgen um unsere fehlenden Schüler C, B und A. In diesen Klassen haben wir nicht sehr viele Starter. Na mal sehen, vielleicht klappt es ja.
Leider klappte es nicht. Um 7 Punkte verfehlen wir den Gesamtpokal, voll schade. Aber immerhin gewinnen wir die Pokale der Jugend, Junioren und der Altersklasse. Das lässt sich doch sehen.
Als letzter Hänger machen wir uns auf den Weg nach Hause. Der Zwischenhalt bei Burger King bleibt nicht unentdeckt. Carola Günzel schickt mir ein Bild von Bus und Hänger auf dem Parkplatz. Die Welt ist manchmal klein: Da saßen die Polospieler bei McDonalds und haben uns gesehen. Wie witzig!

Carola