Surfski 2019

Klampenborg, Rerik, Warnemünde, Neubrandenburg

 

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Ein aufregendes Jahr geht zu Ende, wir stecken schon wieder in vollen Zügen im Wintertraining für die Saison 2020, und ich schulde euch noch einige Berichte der alten Saison 2019. Aber schließlich heißt es ja auch: Was lange währt, wird endlich gut, und so teile ich natürlich voller Freude und Wehmut auch noch den Rest des Jahres gerne mit euch.

Wie bereits seit einigen Jahren versuchen wir unseren KC-Kids nicht nur den Weg für eine erfolgreiche und spaßige Rennsportkarriere zu ebnen, sondern neben dem Paddeln auf schnödem, meist glatten sogenannten Flachwasser wollen wir ihren Horizont um mögliche andere Facetten unseres tollen Sports erweitern und so nehmen wir einige Kids immer mal mit aufs Meer und zeigen ihnen das Surfski paddeln. Inzwischen sind es erfreulicherweise eine Menge der Jugendlichen denen wir zutrauen die durchaus langen Rennen und teilweise schwierigen Paddelbedingungen zu bewältigen, ohne dass ich ununterbrochen Angst um die Schäfchen haben muss. Lang heißt in diesem Kontext 20 km und schwierig heißt eine Windstärke von 4-5 mit den entsprechenden Wellen.

Aber bevor ich zu den wirklich unvergesslichen Erlebnissen mit unseren Jugendlichen komme, sei ein kleiner Ausflug ohne Kids erlaubt. Zunächst wagten Sacha und Carola sich nämlich jeweils alleine aufs Meer. So hieß das Ziel am Pfingstwochenende Klampenborg in Dänemark. Ich weiß, dass man schnell vergessen kann, dass Carola auch noch selbst aktive Sportlerin ist, und so war diese kleine Fahrt nach Klampenborg tatsächlich der einzige Wettkampf den sie als reine Sportlerin besuchte. Natürlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Witzigerweise kamen wir dann nach Fähr- und Autofahrt endlich am Strand in Dänemark an, trafen auf einige Surfski-Paddler aus Rostock, die uns tatsächlich mit der Frage begrüßten: „Ihr auch wieder mit den ganzen Kids hier? Das ist ja toll.“ Und schon tränte das Auge ganz kurz, aber schon hieß es umschalten auf Wettkampfmodus. Uns erwartete ein tolles Downwindrennen, mit einer Toporganisation und wunderbaren Wellen. Weiteres Highlight der ganz anderen Art war das von Arne Jakobsen gestaltete Vereinsgebäude. So hatte diese Fahrt nach Dänemark für Sacha und Carola sowohl sportliche Herausforderungen als auch kulturelle Höhepunkte zu bieten. Am Ende waren wir beide mit unserem Rennen und der jeweils gezeigten Leistung sehr zufrieden; was Platz 3 für Carola bei den Damen auch bestätigte.

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Kulinarisches Highlight der Reise war dann mal wieder ein Burger, und zwar in demselben Laden in dem wir zwei Wochen zuvor anlässlich unserer Malmöreise waren. Und schon waren die Gedanken dann doch wieder bei den daheimgebliebenen jungen Sportler/innen. Carola reiste ja zum Glück das restliche Jahr nicht mehr ohne ihre Schäfchen, so dass die wehmütigen Gedanken keine Chance mehr hatten 🙂

Während die Rennsportgruppe samt Carola zur Ostdeutschen Meisterschaft in Brandenburg waren, schwang sich Sacha auf sein Fahrrad und rauschte zur Ostsee um am Rennen in Rerik teilzunehmen. So ganz ohne die restliche Truppe. Auch dieser Wettkampf bot tolle und anspruchsvolle Bedingungen fürs Surfski paddeln, so dass Sacha sehr zufrieden mit seiner Fahrt nach Rerik war und mit seinem dort gepaddelten Wettkampf.

Direkt an unser inzwischen traditionelles Sommertrainingslager am Mellensee schloss sich Ende Juli mit dem Ostseecup in Warnemünde der nächste Wettkampf in Surfskis auf der deutschen Ostsee an. Und der hatte es in vielerlei Hinsicht wirklich in sich. Aber fangen wir doch ganz traditionell von vorne an, und zwar mit allen Beteiligten dieses wirklich tollen Wochenendes. Sacha, Carola, Henny, Jens, Sophia, Adrian, Fabian, Tom, Peter, Leni, Lucie, Marie und Matilda machten sich auf den Weg nach Warnemünde, um sich mit den Gegnern zu messen und die Ostseewellen zu bezwingen. Es erwarteten uns bereits am Freitag einige schöne Wellen zum trainieren und vor allen Dingen um einschätzen zu können, wer am nächsten Tag tatsächlich den Kampf aufnehmen sollte. Die Damen Marie, Matilda und Henny entschieden sich gegen die Teilnahme am Wettkampf; eine vernünftige Entscheidung, da für Samstag wirklich taffe Bedingungen angesagt waren. Für Sophia und Leni, die ansonsten aus Sicht ihrer Trainerin ebenfalls nicht hätten starten dürfen, hatten wir eine tolle Lösung gefunden. Peter und ein weiterer befreundeter Surfskifahrer liehen uns jeweils einen Zweier, so dass Sacha und Carola sich jeweils eine der beiden hinten in den Surfski setzen wollten, um sich den Wellen gemeinsam zu stellen. Jens stellte seinen Startplatz großzügigerweise Peter zur Verfügung, so dass wir zwar mit einer kleineren Delegation, aber immer noch mit einer beachtlichen Zahl KCern an den Start gingen. Dabei kämpften Adrian, Tom, Fabian, Peter und Lucie in der Gruppe der Einerfahrer um Ruhm und Ehre; Sacha und Sophia wollten die Mixedklasse aufmischen und Carola und Leni waren der einzige Damenzweier am Start, leider allerdings nicht im Ziel, aber dazu gleich mehr.

Die Wettervorhersage hatte an diesem Wettkampfsamstag nicht zu viel versprochen, und so türmten sich bei strahlendem Sonnenschein einige schöne Wellen zum Surfen auf. Vor dem Start trafen wir noch einige Sicherheitsmaßnahmen damit alle ein schönes und spaßiges Rennen absolvieren konnten. Neben vorgegebener Leash, Schwimmweste und Handy heißt das auch noch die passenden Worte zu finden, die verhindern sollen, dass sich jemand überschätzt und damit jeder weiß, was im Notfall zu tun ist, denn im Zweifel heißt es natürlich immer: Mensch vor Material!

Am Ende waren es nur Leni und Carola, die sich an diesen Leitspruch halten mussten. Aber bevor ihr diese spannende Geschichte hört, wird erstmal gestartet. Wir schwangen uns also alle auf unsere Surfskis und warteten auf das Startsignal und schon ging es ca 2 km gerade aufs Meer um eine Boje herum, damit man im Anschluss eine gute Linie hat, um Wellen in Richtung Ziel abzusurfen. Dieses befand sich dann nach ca 18 km am Strand von Kühlungsborn. Allen gelang der Start und so machte sich die KC-Delegation auf die Wettkampfstrecke in Richtung Kühlungsborn. Es folgt der Erlebnisbericht von Carola und Leni, aus der Sicht von Carola, die vorne im Ski saß.

„Wir starteten ganz ruhig, da ich vor allen Dingen ein lustiges und tolles Rennen mit Leni haben wollte. Schließlich war es ihr erstes und mein erstes im Zweier. Ich erwartete hohe Wellen im Zielbereich, so dass ich nicht zu viele Körner auf dem Weg verschleudern wollte. Wir paddelten unseren ruhigen Schlag, und ich fuhr eine weite Spur zur Boje um jeden Tumult bei der Wende aus dem Weg zu paddeln. Weit gefehlt. Kurz vor der Wendeboje kracht es laut, und wir wurden hinten am Boot von einem männlichen Surfskiduo gerammt, das sogleich Opfer einer leicht erbosten Carola wurde; vollkommen zu recht natürlich. Aufgrund meiner weise gewählten Worte begleiteten die Herren uns dann auch zum Strand zurück, was uns leider nicht mehr auf dem Surfski sitzend gelang. Als mein Garmin nur noch 5 km/h anzeigte, obwohl ich mir die Schulter beim Paddeln ausriss, drehte ich mich um und stellte fest, dass Leni im Wasser saß. Ich sagte also nur noch: Jetzt, Leni ist es soweit, wir schwimmen; dreh dich nicht um, achte nicht auf mich oder das Boot oder dein Paddel. Schwimm. Das machte sie dann auch. Ich blieb noch kurz bei unserem sinkenden Schiff und schwamm dann, allerdings deutlich schlechter als Leni, ebenfalls an Land. Einige andere Sportler halfen uns mit dem Boot, so dass wir dieses schließlich auch am Strand liegen hatten. Im Gegensatz zu uns war es allerdings nicht heil und gesund. Jetzt hieß es schnell Henny anrufen damit sie uns im Bus mit zum Ziel nehmen konnte. Das klappte glücklicherweise, so dass ich dort mit lachendem und weinendem Auge unsere anderen Sportler bei ihrer Zieleinfahrt bewundern konnte und die Eltern Henny und Jens beruhigen konnte, die angesichts der Wellen, doch etwas Angst um ihre Babies hatten.

Ein weinendes Auge gab es, weil ich das Rennen unbedingt paddeln wollte und es schwer fällt, wenn man unverschuldet aus dem Rennen gerissen wird, aber das lachende Auge freute sich über tolle Leistungen der anderen Kids und über ein unvergessliches Erlebnis mit Leni. Ich denke wir beide werden noch lange über unsere Crashfahrt schmunzeln können und sie nicht so schnell vergessen.“

Abends saßen wir dann alle zusammen am Grill beim Rostocker Kanuverein, wo wir seit einigen Jahren immer sehr nett unterkommen und sinnierten über die Erlebnisse und Erfolge des Tages. Schließlich gewannen Sacha und Sophia sowohl die Mixed-Wertung als auch die interen KC-Wertung. Was für ein toller Tag!

Am Sonntag gab es dann auch noch für alle eine Surfskilehrstunde bei einem der besten Surfskipaddler der Welt, und so war es wirklich ein faszinierendes und lehrreiches Wochenende als wir uns nach einer weiteren kleinen 10 km Paddelrunde wieder auf den Weg in Richtung Heimat machten.

Glücklicherweise gab es in diesem Jahr keine Terminüberschneidung zwischen dem Outrigger/Surfskirennen in Neubrandenburg und einer Rennsportregatta und so konnten wir am 14.09. tatsächlich an einem weiteren Surfskirennen teilnehmen. Adrian, Leni, Matilda, Tom und Lucie schlossen sich Sacha und Carola an. Das hieß morgens los, mittags 18 km Rennen auf den Tollensesee in Neubrandenburg paddeln und abends wieder zurück. Und um es schon mal vorweg zu nehmen: Das war ein rundum toller und quasi perfekter Tag mit Spaß, viel Lachen, sportlicher Herausforderung, Harmonie, einfach rundum schön. Dankeschön an alle Beteiligten!

Dieser kleine aber feine Wettkampf findet zwar nicht auf dem Meer statt, kann aber durch eine nette und sportlerorientierte Organisation überzeugen. Am Ende des Wettkampfjahres trifft sich hier ein großer Teil der deutschen Oceansportgemeinschaft, es gibt Essen und Trinken und tolle Preise und der Tollensesee kann durchaus wellig sein. Das Schöne aus meiner Sicht war, dass hier drei Runden gepaddelt werden, und so auch unsere Surfskianfänger wie Leni und Matilda die Möglichkeit hatten, sich der Herausforderung zu stellen. Bei Runden gibt es ja jederzeit die Möglichkeit aus dem Wettkampf auszusteigen. Allerdings war das gar nicht nötig, denn alle kämpften tapfer und schafften es ins Ziel. So standen am Ende Carola, Lucie und Leni auf dem Podium bei den Damen und Tom wurde Dritter bei den Herren. Besonders erfeulich war an diesem Tag auch, dass der Veranstalter noch mal besonders die Leistung der Kids gewürdigt hat, denn es gibt quasi niemanden im Oceansport der mit Jugendlichen an den Wettkämpfen teilnimmt und sie mit aufs Meer gibt. Es ist schön zu erleben, dass das gesehen wird und die Leistung der Kinder einmal besonders hervorgehoben wird. Allein aus diesem Grund hat sich dieser durchaus anstrengende Tripp für Carola und ihre Paddelkids, wie wir liebevoll in den Oceansportkreisen genannt werden, gelohnt. Ich sage den Kids ja auch immer wie toll sie das machen und wie stolz sie sein können, aber das sie es mal von lauter Fremden gehört haben, lässt es wohl doch langsam realer werden. Dafür danke ich den Veranstaltern dieses Wettkampfes sehr, und ich hoffe, dass wir auch 2020 wieder teilnehmen können.

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Nach der Siegerehrung, leckerem Essen und ein paar kurzen Unterhaltungen mit einigen bekannten Gesichtern stiegen wir alle wieder in unser KC-Mobil und rauschten auf der Landstraße wieder zurück nach Berlin; alle glücklich, zufrieden und erschöpft. Ich teilte diese Gefühle mit allen Beteiligten, aber es gesellte sich noch große Dankbarkeit dazu: riesige Dankbarkeit für Sacha, der obwohl er nicht selbst paddeln konnte den Vorschlag zu diesem Ausflug machte; Dankbarkeit für die tolle Buscrew; Dankbarkeit für die unglaubliche Würdigung meiner Arbeit durch die anderen Oceansportler und Dankbarkeit dafür, dass meine Sportler/innen alles mit machen, offen sind für unsere Vorschläge und diese Momente mit mir teilen.

Das war zwar ein sehr kurzes Surfskijahr, aber dennoch ein sehr aufregendes, spaßiges und und und….Danke!

Carola